COCKTAILS DER 80er
In den 80er Jahren geriet die Begeisterung für klassische Cocktails in eine kleine Flaute, die mit neuen, vor allem süßen Rezepten und bunten Auftritten bekämpft wurde, was insbesondere dem "Blue Curaçao" zum Durchbruch verhalf.
Diese tiefblaue Cocktail-Zutat ist im Original ein Orangenlikör von der Karibik-Insel Curaçao, welche vor Venezuela direkt neben der Insel Aruba liegt. Dort hatten die einwandernden Spanier im 16. Jahrhundert ihr Glück mit der Anpflanzung von Orangenplantagen versucht, waren jedoch an Boden und Witterung gescheitert. Die angepflanzten Orangenbäume aus Valencia verwilderten und entwickelten sich zu einer eigenen Unterart von Bitterorangen (Pomeranzen) namens Laraha. Diese weisen zwar keinen guten Fruchtgeschmack aber dafür ein besonders intensives Schalenaroma auf. Findige Köpfe auf Curaçao kreierten damit einen besonders aromatischen Orangenlikör, der sein Aroma neben der Laraha-Pomeranzenschale auch weiteren Zitrusschalen und Gewürzen verdankt. Diese werden in Neutral-Alkohol mazeriert und anschließend mit Zucker und Wasser abgefüllt. Der eigentlich farblose Likör erhielt für den Cocktailbedarf Anfang des 20. Jahrhunderts dank der Erfindung der Lebensmittelfarben einige Farbvarianten in rot, orange, grün und dem bekannten blau. Diese letztgenannte Variante verlieh manchen Cocktails der 80er Jahre entweder als Likör oder als gleichnamiger Sirup ein poppig-farbiges Urlaubsflair.
EINFACH UND GRÜN
Die Mischung aus Orangensaft und Blue Curaçao war besonders in der DDR ein Hit mit unterschiedlichen Namen und in verschiedenen Zusammensetzungen.
Zum Beispiel:
- 4 cl Blue Curaçao, 12 cl Orangensaft und Eiswürfel können eventuell noch mit Bananenlikör oder -saft und sogar einem Schuss Vodka verfeinert werden. Muss aber nicht.
- Je 2 cl Blue Curaçao und Orangensaft mischen und mit 6 cl Sekt (trocken) auffüllen.
Tipp! Ein vorsichtig zum Schluss eingeflöster Blue Curaçao sinkt dekorativ zu Boden und ergibt einen sanften Farbverlauf von Gelb zu Blau.
REGENBOGENCOCKTAILS

Die 80er setzten nicht nur auf grün wie beim GRÜNEN ENGEL, der noch andere grüne Namen hatte, sondern auch auf andere Farben nämlich rot wie beim KIR ROYAL oder blau wie beim SWIMMING POOL. Die Namensgebung war generell eher pragmatischer Natur, wie letzterer oder die GRÜNE WIESE/GRÜNE WITWE zeigen. Auch schlichte Aufzählung der Zutaten wie bei BATIDA-KIRSCH, WHISKY(JACKY)-COLA oder BACARDI-COLA wurde gebräuchlich.
ERFRISCHEND UND UNKOMPLIZIERT
Gerne wurden die Spirituosen, Weine (auch Martini/Wermut) oder Liköre einfach kurzerhand mit süßen Limonaden oder Säften gemischt und auf Eiswürfeln serviert.
Der spanische KALIMOTXO (KALIMOCHO) oder KOREA beispielsweise ist eine Mischung aus (billigem) Rotwein und Cola zu gleichen Teilen. Er wird gekühlt auf Eiswürfeln serviert und kann mit Zitronenscheiben und Minzblättern dekoriert werden.
TIPP! VORSICHTIG MISCHEN, der leicht sprudelnde Schorleffekt sollte erhalten bleiben.
NEUE FREUNDE
Der Konsum von Cocktails verlagerte sich in diesem Jahrzehnt von der gediegenen Cocktailbar in die schwarzlichtig-schummrige Diskothek und fand dort ein jüngeres Publikum mit unkonventionellerem, um nicht zu sagen oberflächlicherem, Anspruch vor. Kein Wunder, die Sinneseindrücke in einer solchen Umgebung sind sowieso schon auf's äußerste beansprucht, feine Aromen haben dort kaum Chance auf Wahrnehmung. Auch musste den Tänzern ein gewisser Durstlöschfaktor und leichte Erschwinglichkeit geboten werden.
Man könnte diese Zeit immerhin als Umleitung der Cocktails in die Party-und Eventszene betrachten.